Preparedness

Preparedness

Preparedness war der Titel eines Seminars des Arbeitskreis Corporate Foresight des VDMA am 12. Mai 2016 in Frankfurt am Main. Das Zitat „Glück ist dort, wo Möglichkeit auf Vorbereitung trifft.“ (Denzel Washington) beschreibt ein wenig, was sich dahinter verbirgt.

Vorbereitet sein auf all das, was zukünftig kommen mag. Lange bekannt ist der Begriff aus der Scout Bewegung, dem Katastrophenschutz und dem Militär. Preparedness involves „forecasting and taking precautionary measures prior to an imminent threat when advance warnings are possible“ (Kent, R. 1994, Disaster Preparedness, United Nations Disaster Management Training Program, p. 11).

Ein Kernziel der Preparedness-Forschung ist es, die Reaktions- und Anpassungsfähigkeiten von Menschen, Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken. Dies kann nur gelingen wenn wir:

  1. Nach bevorstehenden (imminenten) Themen scouten
  2. Forschung betreiben, um Ursache und Wirkung zu verstehen
  3. Mögliche Auswirkungen abschätzen (Eintritt, Einfluss, Dauer)
  4. Erforderliche Ressourcen bereithalten
  5. Lehre und Bildung zu „Preparedness“ forcieren
  6. Üben und wiederholt proben!

Damit die Bedeutung klarer wird, einige Beispiele aus der Agenda.

Richard Deiss (DG Research and Innovation European Commission, Brüssel) verglich in seinem Vortrag die Innovationssysteme Europas, der USA und Chinas. Er kam zu dem Ergebnis das China sowohl im Bildungssystem als auch in der Patentlandschaft planvoll aufholt und überholt. Länder wie Japan und Europa hingegen haben ihren Innovationszenit erreicht und müssen umdenken. Wobei die Entwicklungen in Europa stark divergiert. Südeuropa benötigt dringend mehr Unternehmen, die auch forschen, um nicht weiter abzufallen. Nordeuropa ist hingegen noch immer vorne dabei, wird seine Fähigkeiten aber ausbauen müssen, um diese Position zu halten. Zentrale Fragen:

  • Wie stellen wir uns auf den neuen Wettbewerb ein?
    Wo siedeln wir als Unternehmen zukünftig Forschung an?
    Was fordern wir ein?

Ein deutliches Signal setzte Georg von der Ropp (BMI Lab AG, St. Gallen) mit seinem Beitrag zu Geschäftsmodellinnovationen. Den Kern seines Vortrages bildete eine Übersicht über mögliche Geschäftsmodelle verknüpft mit der Aussage, dass Preparedness heute für jedes Unternehmen bedeuten muss, sich vom tradierten Denken in Produkten und Services zu lösen und immer auch in Geschäftsmodellen zu denken. Nur Unternehmen, denen das gelingt, werden sich aus seiner Sicht auf Dauer im Markt behaupten können.

Dr. Ralf Klingbeil (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR, Hannover) sprach zur Bedeutung von Wasser für die MENA Region. In Erinnerung blieb mir besonders das Beispiel Saudi-Arabiens. Früher war es der zehntgrößte Weizenexporteur der Welt. Der Weizenanbau in der Wüste ermöglichte ganzjährige Ernten ohne Schädlinge. Aber auch die gewaltigen Wasserreserven des arabischen Aquifers reichten nicht aus, um langfristig Nahrungsmittel in der Wüste anzubauen. In nur einer Generation waren die Wasserreserven aufgezehrt, die sich nach der Eiszeit in Zehntausenden von Jahren angesammelt hatten.
Fragen, die sich die Regierung in Riad sicher stellt:

  • Wenn Weizenbau in Saudi-Arabien nicht mehr möglich ist, wie reagieren wir darauf?
    Wie sichern wir unserer Bevölkerung Nahrungsmittel?
    Wie reduzieren wir unseren Wasserverbrauch?

Hubert Schwarz, Extremsportler, 62 Jahre alt, erklärte den Teilnehmern das Thema Preparedness sehr plastisch. Wenn Du trainierst, brauchst Du Bilder im Kopf, von dem, was Du erreichen willst. Preparedness bedeutet für ihn immer ein paar Prozente über dem Plan zu liegen. Ein Aufholen oder ein „Nacharbeiten“ führt hingegen zum Scheitern. Was er uns eindrucksvoll am 4.800 Kilometer Rennen „Race Across America“ erläutert. Wenn die Radprofis schneller fahren und Du nicht aus dem Rennen genommen werden willst, dann musst Du mit weniger Schlaf auskommen! Du musst Dir mehr Zeit nehmen, denn Du bist langsamer. Bei einer geplanten Strecke von 500 km am Tag solltest Du am besten 2 3 km mehr fahren, um einen Sicherheitspuffer und ein gutes Gefühl zu haben. Denn zusätzliche Angst beklemmt.

André Winzer (Schaltzeit GmbH und Mitglied der Advanced Foresight Group) zeigte mit welchen Mitteln Start-ups ihre Zukunftsfähigkeiten stärken. Um mit den großen Tankern mithalten zu können, benötigen sie Agilität und Kreativität, die durch äußere Einflüsse wachsen. Arbeiten ihre Mitarbeiter in Arbeitszeitmodellen, die es ihnen ermöglichen externe Erfahrungen zu sammeln, können sie diese ins Unternehmen einbringen, brennen nicht aus und sorgen für ein hohes Energielevel.

Schlussendlich bleibt die Erkenntnis, dass Preparedness uns lehrt, als Individuen, Gesellschaft und Unternehmen mit imminenten Ereignissen umzugehen. Zu diesem Zweck wenden wir Foresight-Kompetenzen an, um Signale zu identifizieren und auf ihre Zukunftspotenziale hin zu analysieren und zu deuten. So wird Wissen geschaffen, das sich bei ausreichender mentaler und fachlicher Vorbereitung, in „Glück“ transferieren lässt.

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg!

Bild: NASA’s Earth Observatory – Agricultural Fields, Wadi As-Sirhan Basin, Saudi Arabia (CC BY 2.0)

Dr. Bernhard Albert von Foresight Solutions aus Frankfurt am Main unterstützt Unternehmen, Verbände und den öffentlichen Sektor bei der Analyse und Bewertung ihrer Umfelder und begleitet sie bei Innovations- und Strategieprozessen. Dabei setzt er Methoden der Zukunftsforschung ein und kombiniert Ergebnisse verschiedenster Wissensgebiete und Forschungsdisziplinen. Zentral ist für ihn ein beteiligungsorientierter Ansatz, mit dessen Hilfe vorhandenes Wissen zu zukunftsorientierten Lösungen verdichtet wird. So können die entstehenden Ziele und Visionen transparent und nachvollziehbar in die Organisation und in die Umfelder des Unternehmens vermittelt werden. Dr. Albert gehört zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerk Zukunftsforschung e.V. und lehrt Zukunftsforschung an der FU Berlin und der Hochschule Darmstadt.