Konferenzrückblick – Future of Engineering 2019

Das Spielbrett von: Smart Factory - Akteure 4.0 - Smart Supply Network Edition

Es ist immer ein wenig aufregend nach Osteuropa zu reisen. Dort wird mehr Wert auf fachliche Tiefe gelegt, als auf gelungene Selbstdarstellung. Diesmal waren wir als Advanced Foresight Group auf der „Future of Engineering 2019“ in Warschau mit drei Beiträgen vertreten.

Neben dem Gastgeber RADOM (Łukasiewicz Research Network – Institute for Sustainable Technologies) hatte auch das Foresight Europe Network (FEN) nach Polen eingeladen.

Das Konferenzprogramm war gespickt mit spannenden Vorträgen und intensiven Workshops. An drei gemeinsamen Abenden haben wir über internationale Kooperationen gesprochen. Dabei haben wir ausgelotet, wie wir unsere Zusammenarbeit noch verbessern können. Eines der Kernthemen war, wie die zukunftsorientierten emphatischen und kognitiven Fähigkeiten unserer Zielgruppen gestärkt werden können, um vorausschauendes Denken besser zu verankern. So lassen sich Zukunftshaltungen fördern, die nicht nur reaktiv, sondern auch präaktiv und proaktiv sind. Präaktiv bedeutet sich auf absehbare Veränderungen einstellend und proaktiv Veränderungen selbst hervorrufend.

Internationale Beteiligung

Beeindruckend war der Einblick in die russische Foresight Studie „Russia 2030: Science and Technology Foresight“. Diese und die Arbeit des Instituts wurden von Yadviga Radomirova von der Higher School of Economics aus Moskau vorgestellt. Das Institut arbeitet intensiv mit Zukunftsforschern aus aller Welt zusammen, darunter auch mit Zukunftsforscher aus China, Japan und Südkorea. Diese treffen sich alljährlich bei einer internationalen Konferenz, die von der deutschsprachigen Zukunftsforschung bisher kaum wahrgenommen wird.

Für uns besonders spannend war es, nicht nur mit lokalen Foresight Experten aus Polen auf der Bühne zu stehen, darunter Anna Sacio-Szymańska von RADOM sowie Norbert Kolos und Kacper Nosarzewski von 4CF, sondern auch mit uns sehr vertrauten internationalen Experten. Darunter waren Dr. Leon D. Young, der als Futures Concept Strategist für die Australian Defence Force gearbeitet hat, Dr. Vincent Duchęne von IDEA Consult NV aus Brüssel sowie Dr. Peter C. Bishop und Erica Bol von der Teach the Future Foundation, Ibon Zugasti, M. S. Direktor von Prospektiker, Blaž Golob, der CEO des European Blockchain Hub ist, Cornelia Daheim von future impacts, Aleš Hančič des Technologiezentrums TECOS aus Slowenien und Notis Epaminondas Christophilopoulos von der Foundation for Research & Technology in Hellas, Griechenland.

Unsere Beiträge zur Konferenz

Dr. Bernhard Albert von Foresight Solutions und André Winzer von der Schaltzeit GmbH stellten das Spiel „Smart Factory – Akteure 4.0“ vor. Präsentiet wurde ein Prototyp der aktuellen Edition zu Smart Supply Networks. Dort geht es darum, die Digitalisierung nicht nur in der Produktion einzuführen, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferketten. Mit Hilfe eines Game-based Learning Ansatzes erleben die Spieler*innen, wie ein zukunftsweisendes Zusammenspiel von Produktion und Logistik aussehen kann. Dazu erarbeiten sie in parallelen Spielgruppen konsistente Zukunftsbilder. So erfahren sie, wie sich im Zusammenspiel von Produzenten und Logistikdienstleistern neue Geschäftsmodelle und lukrative Mehrwertdienstleistungen entwickeln, kompetitive Wettbewerbsvorteile heben und die Marktrobustheit erhöhen lassen. Das Spiel ist Teil einer weitreichenderen Trainingseinheit, die die Innovationskraft von Unternehmen stärkt und Mitarbeiter mitnimmt.

Darüber hinaus lieferten wir Einblicke in das beFORE Projekt. Dieses vermittelt Entrepreneuren, Akademikern und Studierenden in englischsprachigen E-Learning Modulen auf sehr breiter Basis Zukunftskompetenzen. Es wird aus dem Erasmus+ Programm der Europäischen Union gefördert. Einige der Module wurden von Mitgliedern unserer Gruppe erstellt. Der Kurs befindet sich aktuell in der Pilotphase und wird Ende 2019 unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht und frei zugänglich gemacht.

K. Christoph Keller von der aveniture GmbH sprach über agile Methoden zur Steigerung der Foresight-Fähigkeiten von Organisationen. Ihn bewegen die  folgende Fragen: Inwieweit passen agile Vorgehensweise und Foresight zueinander? Wann stützen sie sich wechselseitig? Wann widersprechen oder stören sie sich? In Kürze wird er einen wissenschaftlicher Artikel zu diesem wichtigen Thema veröffentlichen mit dem Titel „Agile – a new kind of conversation about the future in organisations?“

Unsere Gastgeber und Gastgeberinnen haben uns mit sehr viel Herzlichkeit empfangen. Deshalb kommen wir ganz sicher wieder!

Dr. Bernhard Albert von Foresight Solutions aus Frankfurt am Main unterstützt Unternehmen, Verbände und den öffentlichen Sektor bei der Analyse und Bewertung ihrer Umfelder und begleitet sie bei Innovations- und Strategieprozessen. Dabei setzt er Methoden der Zukunftsforschung ein und kombiniert Ergebnisse verschiedenster Wissensgebiete und Forschungsdisziplinen. Zentral ist für ihn ein beteiligungsorientierter Ansatz, mit dessen Hilfe vorhandenes Wissen zu zukunftsorientierten Lösungen verdichtet wird. So können die entstehenden Ziele und Visionen transparent und nachvollziehbar in die Organisation und in die Umfelder des Unternehmens vermittelt werden. Dr. Albert gehört zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerk Zukunftsforschung e.V. und lehrt Zukunftsforschung an der FU Berlin und der Hochschule Darmstadt.